Home
Die
Sinnsprüche Omar des Zeltmachers
Eine
Geschichte...
Ein paar Geschichten mehr
Such Dir was aus
Seite
2 - Lehre
Down
Town
Impressum
Gästebuch
nach unten
In
einem Arm den Krug, im anderen den Koran,
Bald
auf dem graden Weg, bald auf verbotner
Bahn,
So
bin ich
unter
dem türkisgewölbten Dom
Kein ganzer Heide
und kein rechter Muselman.
60
Als Gott einst meinen Brei zurechtgegeossen,
Ist
Gut' und Böses mit hineingeflossen.
Drum kann ich
wahrlich auch nicht besser sein,
Als Er
mich selbst einst in die Form gegossen.
61
Als unseren Lehm
einst rührte Gottes
Spaten,
Wußt
Er im voraus alle unsre Taten.
Drum sünd'gen wir
nicht, ohne daß Ers will,
Und dafür
soll'n wir in der Hölle braten.
62
Nach Regeln der Vernuft zu leben,
Ist zwar ein
gar vergeblich Streben,
Doch
Meister Schicksals flinke Hand
Schlägt
tüchtig zu und lehrt uns leben.
63
Der Griffel, der am ersten Tag geschrieben
Der
Wesen Schicksal, ist dann stehn geblieben.
Nicht mehr kann ich
erreichen, als er schrieb. -
Umsonst ist all mein Streben,
Hoffen, Lieben!
64
Da
diese Welt doch nur ein Gaukelstück,
Hoffst du
umsonst in ihr auf wahres Glück.
Und jene Feder, die
dein Schicksal schrieb,
Sie kehrt um deinetwillen nicht
zurück.
65
Durch
Heuchelei kannst du das Volk belügen,
Was Gott
dir schickt, darein mußt du dich fügen;
Was
Du für List und Ränke auch ersinnst,
Was
hilfts? Das Schicksal kannst du nicht betrügen.
66
Wie kommts, daß du vorm Schicksal oft gebebt hast?
Was
machts, was du getan, gesagt, erstrebt hast?
Wenn du vom Leib
einst ziehst des Lebens Kleid,
Was machts dann, ob du
überhaupt gelebt hast?
67
Der bin ich nicht, daß ich vorm Tode
könnte beben;
Viel eher als vorm Tod bangt es mir
noch vorm Leben.
Gott hat das Leben mir geliehn auf kurze Zeit,
Wenn
Ers zurückverlangt, bich ichs bereit zu geben.
68
In jener Nacht, wo keine Sterne blinken,
Wo
keines
Auswegs Hoffnungsstrahlen winken,
Schrick
nicht
zurück, wenn deine Reihe kommt!
Der
Becher kreist,
und jeder muß ihn trinken. -
69
Was auch vom Schicksal dir beschieden sei,
Begnüge
dich damit und lebe frei!
Laß dir nichts bieten, und
wärs von Rustem Sal,
Laß dir nicht
schenken, und wärs von Hatim Tai!
70
Hast du dein eignes Heim nur schlecht und recht,
Und
bist du niemands Herr und niemands Knecht,
Dazu ein halbes
Brot und frischen Trunk,
Dann hast du's, Freund, in dieser
Welt nicht schlecht.
71
Man sagte einst, daß Ansehn in der Welt hat,
Wen
großer Ahnen Name hochgestellt hat
Oder wen eignes
Können macht' zum Mann.
Heut fragt
man nur danach, ob
einer Geld hat.
72
Die
Großen, die die Ämter all' gepachtet
Und
vor Begier nach Gold und Ehr verschmachtet,
Die
sehen kaum als einen Menschen an,
Wer nicht, wie sie, nach
Geld
und Titeln trachtet.
73
Die keinen Schritt jemals vom Weg gemacht,
Die bis
zum Morgen nie die lange Nacht
Im Suchen nach der Wahrheit
durchgewacht
Und manchem Braven um Leib und Ehr gebracht.
74
Laßt Weise nur und Edle in dein Haus,
Nimm
vor dem Toren meilenweit Reißaus.
Reicht dir ein
Weiser Gift, so trinks getrost,
Reicht Gegengift ein Tor dir,
gieß es aus!
75
Der Menschen eitle Lust gleicht einem bösen Hunde.
Der
durch sein leer Gebell uns stört zu jeder Stunde,
Fuchsartig
schleicht und wie ein Hase schläft,
Mit
Wolfestücke uns versetzt manch tiefe Wunde.
76
Da ich nie das gewollt, was ich gesollt,
Ward
meinen Wünschen Achtung nie gezollt:
Da alles, was Er
will, das Recht ist,
Ist Unrecht alles das, was ich gewollt.
|
nach oben
Seite 3 - Forts. Lehre